Die Freigabe für den Halbmarathon habe ich von Reiner, meinem Trainer bekommen. Der Marathon in Hinsicht auf den Schlosstriathlon wäre zu viel. Den Vollgas-Schalter wollte ich nicht drücken. Bummeln nee, das war auch nicht mein Ding. Ich schwelgte in Gedanken. Dann sah ich mir den Zeitplan vom Europamarathon nochmal an. Da war eine Lücke für mich. HM um 9:00 Uhr, der 10 km Lauf sollte um 11:00 Uhr starten. Nochmal drüber geschlafen und dann doch die Online-Anmeldung verpasst. Am Sonntagmorgen nach dem Dienst erst um 1:00 Uhr ins Bett gekommen. Für mich sind gerade unruhige Zeiten, daher erst so spät ins Bett. Abfahren mit dem Auto wollte ich um 5:45 Uhr. Normalerweise keine gute Kombination. Erstaunlicher Weise um 5:15 Uhr mit dem ersten Weckerklingeln aus dem Bett gekommen und nach 30 Minuten saß ich schon im Auto. Auf der Autobahn war nix los. Herrlich, so erreichte ich um kurz vor 7:00 Uhr Görlitz. Parkplatz im Wohnviertel meiner Eltern gesucht und mit der Straßenbahn Baujahr 1990 zum Start. Alles klappte hervorragend. Im Meldebüro großes Hallo. Man kennt sich ja. Karin und Werner Horn, die Familie Siegesmund. Super, ich war zu Hause. Als ich mir meine Startnummer für den HM abgeholt hatte, habe ich mich dann noch für die 10 km angemeldet. Das sorgte für erstaunte Blicke. Der Mann an der Anmeldung wollte mir dann noch eine Startnummer für die 1,5 km schenken aber nein, die Kinder sollten ohne mich laufen. Mit Freund und Ultralauf 11 Teilnehmer Marcus Paul wechselte ich ein paar Worte zum nächsten Ultralauf. Pünktlich ging es um 9:00 Uhr los. Ein dichtes Läuferfeld säumte die Straßen. Ich ließ mich vom hohen Tempo nicht anstecken. Ich machte mir keinen Druck. Laufen zum Abschalten war mein Motto. André Klemt – Helfer und Teilnehmer am Ultralauf 11 – entdeckte ich im Läuferfeld. Mit ihm konnte ich noch ein paar Worte wechseln. Es ging in Richtung Theater, dann zum Heiligen Grab und entlang des Städtischen Friedhofs. Symbolisch grüßte ich hier meinen Schwager, der virtuell am Eingang stand. Es ging weiter auf der gut gewählten Runde. Die weiße Mauer war eine weitere Station. Dann ging es über die Altstadtbrücke nach Zgorzelec. Hier hatten bei den Helfern an den zahlreichen VPs Schüler und die Feuerwehr das Sagen. Es gab sogar Sprühduschen zur Abkühlung. Eine Band spielte Livemusik. Jetzt ging es links einen Berg hoch. Und weiter durch Polen. Ich sah Teile der Stadt, die ich noch nie gesehen hatte. Dann ging es wieder über die Altstadtbrücke in den deutschen Teil der Stadt. Noch so ein kleiner Anstieg und nach links. Die erste Runde beim HM war in knapp 50 Minuten erledigt. Nun ging das Rechnen los. Bin ich rechtzeitig im Wohlfühlmodus wieder zurück? Ich beschloss, meine Geschwindigkeit zu steigern. Wieder an den vielen, freundlichen Helfern vorbei. Was für eine Zeit würde wohl am Ende auf meiner Uhr stehen? 10:50 Uhr musste ich ja wieder zurück sein, um meinen nächsten Start nicht zu verpassen. André war gut in Form und hat mich wieder eingeholt. Das hat mich weiter angespornt. In 1:47 Std und 4. meiner AK 55 schloss ich den HM dann ab. Jetzt schnell ins Orga-Büro wo auch die Gepäckaufbewahrung war. Startnummer und das Ultralauf Dresden Shirt gegen das Shirt vom Mauerweg getauscht. Der Start vom 10er wurde verlegt. Ein Helfer zeigte mir den Weg. 10:59 Uhr kam ich da an. Landrat und Lauffreund Stephan Meyer begrüße mich und teilte mir mit, dass sich der Start um 10 Minuten verzögert. Diesmal gleich mit hohem Tempo los. Die Strecke war mir ja bestens bekannt. Ich war aber nicht so schnell wie erhofft. Drüber nachdenken konnte ich nicht. Es galt in Schwung zu kommen. So richtig wollte es nicht klappen. Aber ich gab mein bestes. Der polnische Teil der Stadt war bald erreicht. Die Band spielte immer noch. Ich wollte eine gute Zeit. Die letzten Kilometer fühlten sich gut an. Ich wusste, vom Fußgänger-Grenzübergang Altstadtbrücke bis ins Ziel ist es nicht mehr so weit. Die vielen Fans an der Strecke feuerten einen super an. Nach 51 min lief ich wieder über die Ziellinie. Mit Jörg Fischer von Run and Gone konnte ich mich im Ziel unterhalten Massage und Urkunden abgeholt und mit Andre‘ und seiner Frau in Richtung Blockhaus gewandert. Ich bin noch auf eine Fassbrause in die Landskronbrauerei. Mittagsessen bekam ich im Hotel Oma und Opa. Ein Vorhaben des Tages fehlte mir dann noch. Das Schwimmen im Berzdorfer See. Aber erstmal ein paar Minuten schlafen, Nachtschlaf nachholen, um dann nicht bei der Heimfahrt am Steuer auf der A4 in Sekundenschlaf zu fallen. Oma begleitete mich zum See. Beim DRK habe ich mich abgemeldet, um Ärger zu vermeiden. Das Schwimmen klappe sehr gut. Warum musste das Schwimmen an diesem Tag sein? Bei meiner Gedenkwanderung auf dem Mauerweg hat mich – wie ich schon geschrieben habe – der Fluchtversuch von Franciszek Piesik am meisten in den Bann gezogen. Er war bei seiner Flucht gelaufen und ist geschwommen. Daher bin ich aus persönlichen und nicht aus sportlichen am 9.Juni ins Wasser gegangen, um einige Meter zu schwimmen. Das war schon anders. Ich bin in Ruhe, in einer gesicherten Umgebung geschwommen. Angst musste ich nur vor einem Krampf haben. Die Gefahr nach der Laufbelastung noch zu schwimmen, war mir bewusst. Daher hatte ich meine Boje von Restube dabei und habe dem DRK am Ufer Bescheid gegeben.
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