Die Wanderung zum Gedenken der Wolfskinder hatte ich mir ja schon lange vorgenommen. Laufen geht zur Zeit noch nicht. Am 8. Dezember war es endlich so weit. Die Strecke vom Mauerwegslauf habe ich auf mein Garmin geladen. Die Mauer steht stellvertretend für Flucht und Gewalt. Mit dem Zug ging es um 7.02 Uhr zunächst nach Berlin. Der Startpunkt war schnell erreicht mit dem ÖPNV. Dann ging es los. Als ersten Punkt erreichte ich die Bernauer Str. Total traurig, von den vielen Schicksalen zu lesen. Bald hatte ich die Stadt verlassen. Da begann der Wald. Meistens war ich allein in der Flur. Die Gedanken gingen immer wieder zu den Wolfskindern. War ihr Weg auch so? Ich kam mir irgendwie schlecht vor. Ausreichend Essen und Trinken im Rucksack. Warm angezogen war ich auch, meine Schuhe neu. Den Wolfskindern erging es ja anders. So vergingen die Stunden. Ich blieb immer wieder an den Gedenktafeln und Gedenkpunkten der Maueropfer stehen. Hier zeigten sich Parallelen zu meinem Leben. Über die Opfer an der innerdeutschen Grenze und über die Wolfskinder haben wir zu Hause bis 1989 nicht gesprochen. Es war ein Tabuthema. Nun wird die Geschichte immer älter. Wir dürfen diese aber nicht vergessen. Denn so lange man im Gedächtnis ist, lebt man. Aus diesem Grund werde ich meine Aktionen auch fortsetzen. Eine Parallele zu früher gab es dann noch. Ein Hund ohne Leine kam laut bellend auf mich zugerannt. Erst nach einigen Minuten kam sein Frauchen dazu. Schreck lass nach. Ursprünglich hatte ich eine andere Laufstrecke geplant. Chemnitz, Bischofswerda, Görlitz und Berlin. Chemnitz und Bischofswerda waren Aufnahmelager der Wolfskinder. Mein Vater und seine Schwester kamen damals mit einem DRK-Kindertransport aus Königsberg über Görlitz in Berlin an.
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