Den Teil 4 hatte ich im Januar 2022 gemacht. Danach war der Ultralauf 9.0 dran. Die restlichen 60 km nahm ich mir für den Spätsommer vor. Einen Termin zu finden war nicht so einfach. Am 14.08.2022 konnte ich endlich aufbrechen. Wie immer nach kurzer Nacht nach Berlin mit dem Zug gestartet. Nur wo soll ich diesmal loslaufen? Da musste ich meine Historie im Garmin Connect zu Rate ziehen. Felsenfest war ich überzeugt, auf der 2021er Streckenführung zu wandern. Meine Wanderbegleitung wies mir zum Glück die richtige Richtung. Vielen Dank, so blieben mir einige Zusatzkilometer erspart. Leider verlor ich den Anschluss durch meine Unachtsamkeit, nach 9 km. So ging es allein weiter. Getränke von Oppacher Mineralquellen hatte ich genug dabei. Durch ein neues Trinksystem von Globetrotter konnte ich einfach und ohne Umstände meinen Durst stillen. Die aufkommende Hitze bekam ich nicht so mit. Die Kilometer gingen ins Land. An jeder Gedenktafel blieb ich stehen und las mir die jeweilige Geschichte durch. Das war schon brutal, was da so zu lesen stand. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Als 69er Jahrgang mit DDR-Schulbildung bekam ich es anders vermittelt. Ich empfehle jedem, mal so eine Wanderung zu machen. Der jährliche Mauerweglauf ist eine tolle Sache, zum Lesen bleibt da weniger Zeit. Heute waren auch wieder einige NVA-Soldaten unter den Getöteten. In meiner Jugend blieb mir ein Dienst an der innerdeutschen Grenze erspart. Immer wieder gingen meine Gedanken an die Opfer. Der Sprung über die Mauer oder das Durchschwimmen des Grenzflusses in so einer Stresssituation für mich unvorstellbar. Ich habe gesagt, die Wanderungen mache ich auch für die kleinen Wolfskinder. Denn diese sind unter nicht einfachen Umständen verdammt viele Kilometer gelaufen. Ich komme mir mit meiner Ausrüstung da schon sehr luxuriös vor. Mein Start und Ende waren geplant. Gegen Ende des Tages kam ich aber diesmal in eine „Stresssituation“. Durch die kurze Nacht und vielen Sonnenstunden war mein Kopf leer. Keine Kraft mehr zum Lesen des elektronischen Fahrplanes. Der Zug zurück nach Dresden sollte ja pünktlich fahren. Nur ich kam nicht zum Hauptbahnhof. So fuhr ich kreuz und quer durch die Stadt, mit der Uhr der DB vor Augen. Aufgeben und traurig sein, nein! So zog ich einen kleinen Engel, ich nenne ihn mal Conrad zu Rate. Er war Mitglied der Generation Online, souverän wies er mir in göttlicher Geschwindigkeit den besten, kürzesten Weg zum Bahnhof. Ich sage hier noch einmal Danke. Rechtzeitig erreichte ich den ICE 1743. Jetzt bleiben mir noch um die 30 Kilometer bis zum Ziel in der Stadt Berlin. Das wird dann wieder spannend. Eine Flucht hat mich völlig in den Bann gezogen. Im Herbst jährt sich diese zum 55. Mal. Dieser Aktion möchte ich auf meiner Weise gedenken. Die Erinnerungen des Gedenkens sind wichtig. Dem werde ich Rechnung tragen. Im Trainingsplan von Reiner Mehlhorn stand heute eigentlich 2 Stunden Laufen drin. Nächste Woche geht es weiter nach Plan. Gegessen habe ich Riegel von GU, Obst und Herzhaftes vom Fleischer.